Woher kommt der Karneval ?

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2024-01-24 16:29:00 / Tipps / Kommentare 0
Woher kommt der Karneval ? -




Die fünfte Jahreszeit ist schon da: Auch wenn Karneval und Fasching ihren Höhepunkt in diesem Jahr (2024) erst in den Tagen vom 8.2. bis 12.2. erreichen – offiziell begonnen hat sie bereits am 11.11. des letzten Jahres – und zwar genau um 11 Uhr 11.

Dass das Anfangsdatum wie jedes Jahr aus der Schnapszahl elf zusammengesetzt ist, ist natürlich kein Zufall, sondern religiös begründete Tradition: Die elf – zwischen den „biblischen“ Zahlen zehn und zwölf gelegen, galt im Mittelalter als die Zahl der Sünder – und der Narren. Womit auch schon ziemlich deutlich wird, worum es im historischen Karneval eigentlich ging: vor der Fastenzeit noch einmal richtig die Sau rauszulassen.

Der lateinische Ursprung des Wortes „Karneval“ lässt sich jedenfalls direkt in diesem Sinn deuten: „Carne vale“, zu Deutsch: „Lebwohl, Fleisch“. Während der „Fastnacht“ (gemeint ist die Nacht vor dem Fasten) wurden die übrig gebliebenen Wintervorräte geplündert und in üppigen Festmählern mit reichlich Fleisch noch schnell verzehrt: In den Zeiten vor der Überflussgesellschaft waren Fleisch und Nahrungsmittel im Generellen viel zu kostbar, um sie einfach verderben zu lassen. Ob neben der Völlerei naheliegenderweise auch andere fleischliche Sünden gemeint waren, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden.


 

Eine andere Herleitung des Namens ist „carrus navalis“ (Schiffskarren). Gemeint ist das Narrenschiff, das bei Faschings-Umzügen oft mitgeführt wurde. Dies geht zurück auf antike Traditionen, wie die Feiern zu Ehren der Fruchtbarkeitsgötter Saturnus und Bacchus. Letzterer wurde außerdem als Gott des Weins, der Freude und der Ausschweifungen verehrt. Tatsächlich wurden die Bacchanalien unter dem Einfluss von Alkohol und andere Rauschmittel so enthemmt gefeiert, dass sich schließlich der römische Senat zum Einschreiten genötigt sah, nachdem es im Zuge des Festes zu einer Reihe schwerster Verbrechen bis hin zum Mord gekommen war.

Später waren auch der christlichen Kirche die heidnischen Traditionen zunächst ein Dorn im Auge. Diese erwiesen sich jedoch als zu tief in der Bevölkerung verwurzelt und waren zu beliebt, als dass sie einfach verboten hätten werden können. Also arrangierten sich die religiösen Autoritäten und interpretierten das sündhafte Treiben dann sogar in ihrem Sinne um, als eine Art Umkehrung der göttlichen Ordnung, die ein abschreckendes Beispiel darstellen sollte. Die Idee einer auf den Kopf gestellten Realität scheint sehr wirkmächtig gewesen zu sein; in vielen mittelalterlichen Darstellungen des Karnevals bildet sie das Leitmotiv, die in Beispielen wie der Narr als König - oder umgekehrt - oder dem Geschlechtertausch zwischen Mann und Frau zum Ausdruck kam.



 

Ob damit wirklich die beabsichtigte erzieherische Wirkung auf die Gläubigen erreicht wurde, sei dahingestellt. Mit Sicherheit aber dürfte die Ventilfunktion des Karnevals den kirchlichen und weltlichen Obrigkeiten willkommen gewesen sein: Für ein paar Tage konnten die Leute in fremde Rollen schlüpfen und durch allerlei spaßige Exzesse etwas Dampf ablassen. In Anlehnung an antike Traditionen war im Karneval das freie Wort erlaubt, und Standesunterschiede gab es nicht. Die Obrigkeit durfte kritisiert und sogar auf die Schippe genommen werden, woraus sich in der Neuzeit regelrechte Kunstformen wie die Büttenrede oder der Gardetanz entwickelten, bei dem Frauen in den farbenprächtigen Uniformen der Garderegimenter des jeweiligen Landesherrn auftraten.

Ob allerdings eine über die Jahrhunderte fortlaufend gepflegte Kontinuität von Karnevals- bzw. Fastnachtsbräuchen existiert, wie früher angenommen, ist heute umstritten. Jedenfalls waren die Überlieferungen lebendig genug, um gegebenenfalls nach längerer Unterbrechung im Mittelalter oder der frühen Neuzeit wieder aufgegriffen zu werden. Eine Zäsur stellte im 16. Jahrhundert die Reformation dar: Weil das Fasten für die evangelische Kirche keine Bedeutung hat, gerieten auch die dem Fasten vorgelagerten Karnevalstraditionen in den meisten protestantischen Gebieten allmählich in Vergessenheit. In katholischen Gegenden, vor allem im Rheinland mit Köln als der Hauptstadt des deutschen Karnevals, sind sie oft bis heute lebendig und auch nicht mehr aus dem kulturellen Erbe wegzudenken.

Seine moderne Form erhielt der rheinische Karneval übrigens ausgerechnet durch biedere preußische Staatsbeamte, nachdem der größte Teil des Rheinlands im frühen 19. Jahrhundert an das Königsreich Preußen gefallen war. Mit dem in ihren Augen derben und anarchischen Karneval konnten die nüchternen Preußen wenig anfangen; sie sorgten aber dafür, dass er seither in reglementierter, organisierter Form stattfindet.